Ciao
35-Liter-Standlautsprecher mit Koaxialchassis
Dieser Bauvorschlag entstand aus meinem Beitrag zum Frühjahrs-Battle 2018 des DIY-Hifi-Forums , das unter dem Motto "Alles Koax oder was ?" stand. Ergebnis ist eine recht kompakte und wohnraumtaugliche 2 1/2-Wege-Standbox.
Chassis
Kern meines Projekts ist der in Italien produzierte Audison APX-6.5 aus dem Car-Hifi-Bereich. Im Gegensatz zu vielen anderen Koax-Chassis befinden sich bei ihm Membran und Hochtonkalotte auf einer konzentrischen Ebene. Damit bietet er mit einem derzeitigen Ladenpreis von etwa 80.- € pro Paar (!) ein wirklich tolles Preis/Leistungsverhältnis, denn abgesehen von dieser fertigungstechnisch anspruchsvollen Bauweise, wurde er laut Hersteller zusätzlich Klippel-optimiert . Weiterhin verfügt er über einen Wirkungsgrad von 94 dB und ist mit seiner dreifach gefalteten Polyurethan-Sicke sehr wertig verarbeitet.
Im Bassbereich wird er von einem Visaton W 170 S4 unterstützt, einem mittlerweile hinlänglich bekannten Klassiker mit Kultstatus.
Mit 36 Hz Resonanzfrequenz, 10 mm Grenzauslenkung, beschichteter Papiermembran und stabiler Gummisicke bietet er absolut bodenständige Parameter und in den entscheidenden Disziplinen hervorragende Leistungswerte. Mit einem derzeitigen Ladenpreis von ca. 30 €/Stück verfügt auch er über ein großartiges Preis/Leistungsverhältnis.
Links der moderne Audison APX-6.5 mit "Triple-Wave-Sicke" aus dem Car-Hifi-Bereich , rechts der "Klassiker" W 170 S4 von Visaton.
Bei einem Chassisgesamtpreis von ca. 70.- € pro Box und tadelloser Verarbeitung, werden die verwendeten Blechkörbe zur Nebensache.
Gehäuse
Für das Gehäuse hatte ich insgesamt wohnraumtaugliche 35 Liter Gesamtvolumen angepeilt. Davon erhielt der W 170 S4 einen Bassreflexraum von 30 Litern, der APX-6.5 spielt auf 5 Liter Geschlossen. Die untere Grenzfrequenz liegt bei ca. 45 Hz (-3dB), der Wirkungsgrad bei etwa 86 dB.
Auch dieses Gehäuse ist recht einfach aufgebaut, es besteht wieder aus 6 rechtwinklig verleimten Brettern. Die beiden Innenräume werden anschließend durch ein schräg eingeleimtes Brett gebildet, das an beiden Enden um 22° angewinkelt wird. Dieses erhält mittig noch ein Loch als Kabeldurchführung für den Koax, das anschließend mit Heißkleber luftdicht verschlossen wird. Auch das Brett selbst sollte unbedingt luftdicht abschließen.
Das große untere Gehäuse erhält eine Stabilisierungsleiste 40x15 mm zwischen den Seitenwänden, das Reflexrohr befindet sich in der Rückwand.
Bedämpfung
Das obere geschlossene Gehäuse für den APX-6.5 erhält zwei ca. 40x12 cm große Streifen Sonofil, die mittig gefaltet locker eingelegt werden. Rückwand und Boden erhalten je eine Lage 40er-Noppenschaum .
Frequenzweiche
Auch bei diesem Projekt fällt die Frequenzweiche recht simpel aus. Beide Chassis bekamen ein 12dB-Filter und werden bei etwa 650 Hz mit jeweils zwei Filterelementen getrennt. Der APX-6.5 erhielt noch eine Pegelanpassung mittels eines Widerstands.
Vor dem Hochtöner des APX-6.5 befindet sich werkseitig ein 4,7µF-Kondensator, der allerdings an dieser Stelle messtechnisch zu einer recht kräftigen Pegelüberhöhung um 5 KHz führt. Daher wird dieser Originalkondensator abgetrennt und stattdessen ein 1,5µF- Kondensator zwischen die Anschlüsse gelötet (Bild unten).
Wer mit der Hochtonwiedergabe experimentieren möchte, kann an dieser Stelle auch 1,8 , 1,2 oder 1 µF ausprobieren. Hier empfehle ich wieder einen MKP Q6 oder gleichwertig.
Das komplette Filterwerk mit 6 Bauteilen lässt sich bereits ab deutlich unter 20 € realisieren.
Bitte beachten, dass der Koax verpolt angeschlossen wird !
Messungen
Die Messungen erfolgten aus 1 Meter Entfernung auf Hochtönerebene und sind nicht pegelkalibriert.
Frequenzgang axial mit Raum:
Frequenzgang axial ohne Raum:
Frequenzgang 0-15-30-45 Grad ohne Raum:
Burst Decay:
Impedanz und elektrische Phase:
Das Impedanzminimum beträgt 3 Ohm bei 800 Hz.
Bass + Koax - eine eher seltene Kombination. Lautsprecher eines schottischen Traditionsherstellers standen Pate.